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'''Neugier''' (auch '''Neugierde''') ist das als ein Reiz auftretende Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere, Verborgenes kennenzulernen.

Abgrenzungen

Neugier kann ausgerichtet sein auf permanent wechselnde Ereignisse, um dadurch eine Lust an en befriedigen zu können. Bei dieser Begriffsvariante sind emotionale und motivierende Anteile hoch.

Ist die Neugier auf ein an ausgerichtet, stehen forschungs- oder verstandesmäßige Anteile im Vordergrund. Diese Form der Neugier wird auch '''Wissbegierde''' genannt (historisch ''Philomathie'' von griechisch ''philomathía'').

Krankhafte Neugier wird genannt.

Biologie

Neugier ist ein angeborenes , das sich durchgesetzt hat, weil es Vorteile für Überleben und Fortpflanzung hat. Es dient der in der natürlichen wie sozialen Umgebung, um Ressourcen und Gefahren zu erkunden. Bei wird es von , bei Menschen auch genannt.

Psychologie

In der gilt (intellektuelle) Neugier als wichtiger Teilaspekt der (''openness''). Sie ist eingebettet in das breitere Konzept der Offenheit für vielfältige Erfahrungen (''openness to experience'') und moderat mit Intelligenz und Kreativität.

Im Zusammenhang mit Neugier wird in der Psychologie häufig zitiert, der (tier-)experimentelle Studien durchgeführt hat. Ein Ergebnis bezog sich auf die Frage, welche situativen Bedingungen eine Neugier hervorrufen könne. Berlyne fand dafür die vier Aspekte

  • ,
  • ,
  • und
  • .

Außerdem unterscheidet Berlyne einerseits zwischen spezifischer und diversiver Neugier, andererseits zwischen und epistemischer Neugier. Nach Berlynes Aktivationstheorie wird dabei spezifisches Neugierverhalten eher dann gezeigt, wenn ein Organismus vielen Umweltreizen ausgesetzt ist. Man widmet sich hierbei einzelnen Aspekten der Umwelt, um sie zu erkunden und damit das subjektive Reizniveau zu senken. Finden sich zu wenige Reize in der Umwelt, zeigt ein Organismus diverses Reizverhalten, er sucht also nach neuen Reizen in der Umwelt, um Langeweile abzubauen. Ein mittleres Reiz- oder empfindet man hingegen als angenehm.

Eine Studie von 2015 zeigt, dass Menschen, um Unklarheiten zu beseitigen, gewillt sind, Neues zu erforschen, auch wenn es negative Konsequenzen haben kann.

Im Jahr 2023 leistete die Veröffentlichung von ?Über das Zusammenspiel von Neugier, Vertrauen und Wichtigkeit beim Erkennen von Informationen? durch Springer Nature einen bedeutenden Beitrag zur psychologischen Forschung. Diese Arbeit bietet tiefgehende Analysen der Interaktion zwischen Neugier, Vertrauen in Informationen und der wahrgenommenen Relevanz der Informationen selbst. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass in Situationen, in denen Informationen als sehr wichtig erachtet werden, die Neugier unabhängig von geringem Vertrauensniveau zunimmt. Im Gegensatz dazu äußert sich bei als weniger relevant wahrgenommenen Informationen eine hohe Neugier hauptsächlich unter Bedingungen moderaten Vertrauens. Diese Ergebnisse deuten auf eine komplexe Wechselbeziehung zwischen dem wahrgenommenen Wert der Information und der Motivation zu deren Erwerb hin, was ein differenzierteres Bild des Zusammenspiels zwischen Neugier und Informationsbewertung zeichnet.

Kulturgeschichte

Seit jeher machen Menschen die Erfahrung, dass die Erkundung von Neuem oft mit Gefahren verbunden ist, aber auch Chancen eröffnet. Angst ist dabei nicht in jedem Fall ein dämpfender Faktor für die Neugier, sondern kann sie auch beflügeln ? etwa als Suche nach dem in der heutigen .

Für war die Neugier nach historischen Zusammenhängen das Hauptmotiv dafür, Geschichtsschreiber zu werden. Für die ionischen en war sie der Antrieb, ?hinter die Dinge? schauen zu wollen, ebenso für , für den das ?? (griechisch ?thaumazein?) den Anfang aller darstellte. Zitat:

{{Zitat

 |Text=Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.
 |Autor=Platon
 |Quelle='''' 155 D}}

Der Ägyptologe charakterisiert die kulturelle Begegnung des antiken Griechenland mit Ägypten als eine ''einseitige Neugier'': In einer Rezension seiner Studie ''Weisheit und Mysterium'' heißt es dazu:

{{Zitat

 |Text=An den Beispielen erkennt man schon, dass unterschiedlicher zwei benachbarte Kulturen kaum sein k�nnen. Doch zogen sie einander an. Ob es um Theologie und Priestertum ging, um die Verfasstheit von Staat und Gesellschaft, um den Umgang mit Vergangenheit und Geschichte, um das Medium der Schrift oder um das Verh�ltnis zu Tod und Ewigkeit: Assmann zeigt, dass Griechen und �gypter sich austauschten, einander umwarben, missverstanden, sich voneinander abgrenzten.
 |ref=}}

 verortet das Zentrum der Neugier in den Augen. Das Sehen habe st�rker als andere Sinne die Tendenz, in die Ferne zu schweifen. Es gehe �ber den K�rper und die unmittelbare Umgebung des jeweiligen Menschen hinaus, k�nne aber genauso ein Vorausschauen und Zur�ckblicken sein und damit die Gegenwart transzendieren. Doch letzten Endes bleibt f�r ihn die Neugier ein Laster:

{{Zitat
 |Text=Und die Neu-Gier tarnt sich als Wissensdrang, obwohl doch h�chste Erkenntnis um alles bei Dir ist. Habsucht will viel besitzen; aber Du hast allen Reichtum um dich versammelt.
 |ref=}}

Im Mittelalter zählt die Neugier () zu den n, die er der Tugend der Wissbegier () gegenüberstellt.

In der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wurde die Neugier hauptsächlich als eine weibliche Eigenschaft angesehen. In dem Buch .

Neugierige stellen bei der Bewältigung von Unfällen und Bränden ein wiederkehrendes Problem dar, sodass das und weitere entümer des bereits im 18. Jahrhundert entsprechende Anordnungen erließen. In diesen Vorschriften wird ausdrücklich angewiesen, dass weil ?von mancherley bey solchen Unglücke gleichgültigen Leuten statt einer Beyhülfe nur die Zeit mit Zuschauen zugebracht? werde, die örtliche Obrigkeit und Vorsteher daher ?das anwesende Volk, insofern es die Noth erfordert, zur Arbeit anzuweisen? und ?die untaugliche Personen wegzuschaffen? seien.

Gegenwart

Der Autor, Kolumnist und ist schrieb im Juni 2012:

{{Zitat
 |Text=jede halbwegs interessante Person und jede allt�gliche Handlung [ist] heute ein Gegenstand nahezu ununterbrochener Beobachtung [?], nicht zuletzt wegen der Leserreporter, aber auch wegen der tausend M�glichkeiten des Internets und wegen der Handykameras. Vor allem aber deshalb, weil der Mensch ein neugieriges Wesen ist und weil die Neugierde, wie jedes Bed�rfnis, sich in einer Warengesellschaft �konomisch nutzen l�sst. [?] Vor der wacht ist niemand sicher, nicht der Jugendliche mit alterstypischem Erfahrungshunger, nicht der Ehemann auf Abwegen, auch nicht die junge Mutter.
 |ref=<ref name="Zeit01">

Trivia

Der der NASA-Mission wurde nach einem Vorschlag einer Schülerin ''Curiosity'' ( für ?Neugier?) getauft.

Siehe auch

Literatur

  • : ''Conflict, arousal, and curiosity.'' McGraw-Hill, New York NY u. a. 1960 (Deutsch: ''Konflikt, Erregung, Neugier. Zur Psychologie der kognitiven Motivation.'' Klett, Stuttgart 1974, ISBN 3-12-920610-8).
  • Donata Elschenbroich (Hrsg.): ''Anleitung zur Neugier. Grundlagen japanischer Erziehung'' (= ''Edition Suhrkamp'' 1934 = NF Bd. 934). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-11934-6.
  • Neil Kenny: ''The Uses of Curiosity in Early Modern France and Germany.'' Oxford University Press, Oxford u. a. 2004, ISBN 0-19-927136-4.
  • Carolin Duttlinger, Johannes Birgfeld (Hrsg.): ''Curiosity in German Literature and Culture from 1700 to the Present'' (= ''Oxford German Studies.'' Vol. 38, Nr. 2, ). Maney, London 2009.

Weblinks

  • {{Internetquelle
   |autor=Heidi Dawley
   |url=http://www.medialifemagazine.com/cgi-bin/artman/exec/view.cgi?archive=226&num=5439
   |titel=The disorder of these times, neophilia
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   |abruf=2023-06-12
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Einzelnachweise